DICHTERKREIS                 JAGDLYRIK

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Der Buchfink

Alfred Bruske

 

In lichten Farben erfreut sein Frühlingskleid.

Schnabel und Kopf wie graublauer Schiefer,

apfelblütenrot sein Brustgefieder,

wie weiße Blütenblätter seine Flügelbinden,

der jungen Blätter Grün wirst du an seinem Bürzel finden.

 

Im Mai hörst du den Buchfink schlagen,

schmettert sein Lied in allen Lagen.

Erschallt sein Sang am frühen Morgen,

vertreibt er dir auch deine Sorgen.

 

 

Spruch

Stefan Renner

 

Jagd und Hund

Latein aus Jägers Mund

geben viele Geschichten

 

Mit ein wenig Fleiß

kannst du haufenweis

diese dann verdichten

 

 

Vorbeigeschossen

Stefan Schulze Beiering

 

Im letzten Jahr schoss ich vorbei

zuerst den Bock und dann den Fuchs.

Du fragst, ob das ein Trauma sei?

Zumindest war es eine Krux.

 

Nicht ohne Hadern schreib ich dies:

Wer fehlt, dem geht es nachher mies.

Man zweifelt an den Fähigkeiten.

Auch das ist Jagd. Die echten Pleiten.

 

 

Wald, du mein Zeitvergessen

André Knipp

 

Befreit von Zwang und Schwüren,

fernab der Pflicht zu handeln,

in dir nur Lust zu wandeln,

lass ich durch dich mich führen.

 

Lautloses Lob dem, der dich schuf.

Von Stille nur Verächter,

der Häher, der hier Wächter,

verstummt doch bald sein Ruf.

 

Ein zeitenloser Hafen,

im Wachstum scheint zu schlafen,

wer hier das Pendel schwingt.

 

Als plötzlich fallen Stamm und Äste,

der Totholz Monumente Reste

und dumpf der Schlag der Zeit mir klingt.

 

 

Natur pur

Hermann Knoblich

 

Natur pur, am Handgelenk die Allzweckuhr,

Stöpsel links und rechts im Ohr,

Kabel hängen bis zum Nabel

so oder ähnlich geht’s auf Tour

als Kulisse dient Natur.

 

Querfeldein abseits der Wege

über Gräben, Bäche ohne Stege

über Wiesen quer durch Wälder

nur gebremst durch Weizenfelder.

So oder ähnlich geht‘s auf Tour,

als Kulisse dient Natur.

 

Mountainbike, Quad, Motocross,

Tourengehen, hoch zu Ross,

Ski- und Schneeschuhlaufen querfeldein

über Stock und über Stein

ökologisch – logisch Öko,

ja ganz modisch muss es sein.

 

Freizeitspaß ist die Prämisse,

stets verschönt durch Bergkulisse.

 

 

… und das Reh ist das Weibchen vom Hirsch

Christian Knopf

 

Im Internet wird viel erklärt

und unser Wissensschatz vermehrt

(dass man nicht mit den Zähnen knirsche).

Es geht um Rehe und um Hirsche.

 

Den Usern ist wohl nicht bekannt:

So eng sind die zwei nicht verwandt,

dass sie sich auch erfolgreich paaren.

Doch da sind sie sich nicht im Klaren:

 

Das Rehwild, ich betone es,

ist eine eig’ne Spezies

und kann, anstatt von ihm zu schwärmen,

sich für den Hirschen nicht erwärmen.

 

Die Hirschbrunft, ob im Feld, im Wald,

lässt eine Ricke völlig kalt.

Ein Kalb, nur dass ich es erwähne,

es hätte 33 Zähne.

 

 

Jagdpassion

Bruno Maurer

 

Auf dem Weg zum Entenstrich,

gibt's dem Heiner einen Stich,

da vorne quert, er sieh's im Glase,

ein Begräbniszug die Straße.

 

„Wir kehren um“ sagt er zu Fritz,

blickt sich um und nimmt Notiz,

dass dieser dasteht, leicht gealtet,

die Hände zum Gebet gefaltet.

 

Der Heiner staunt und glaubt es kaum,

„Mein lieber Fritz, halt dich im Zaum,

spiel hier nicht, was du nicht bist,

du warst noch nie ein guter Christ“.

 

„Mag sein“ sagt Fritz, „doch immerhin,

liegt in dem Sarg, mein Frauchen drin,

da darf man schon ein wenig klagen,

jetzt komm, wir müssen Enten jagen“.

 

 

Der Wald spricht

Hans H. Milles

 

Komm zu mir Waidmann, sei bereit,

Folg meinem Ruf nach Einsamkeit;

Ich bürge für den Seelenfrieden,

Denn Stille ist dir hier beschieden;

Streif ab vergangen Last und Leid.

 

Mein Dom steht traulich dir zur Seit,

Grünwallend auch mein Abendkleid

Mit Nachtgeschmeide zum Verlieben,

Du hast dich hier fürs Glück entschieden;

Willkommen nun, es ist soweit!

 

 

Der Jäger im Jura

Marcel Notter

 

Silberumwobene Landschaft

Umrahmt von den sanften Hügeln des Juras.

 

Du Entdecker der Natur

Verehrer von Stein und Baum und Geschöpf.

 

Reinige dein Herz von Sünde und Schmerz

Tritt geläutert ein in das Paradies der Wildnis.

 

Jagd als letzter Zufluchtsort der Menschenseele

Nie versiegender Quell der Freiheit.

 

Ausgerüstet mit Büchse, Kleid und Hund

Beherrscher der eigenen Triebe.

 

Silberumwobene Landschaft

Bewahrer der Geheimnisse des Juras.

 

 

Jagdzeiten

Erwin Schwemmer

 

Rot der Bock, so muß das sein,

Grün sind Rock und Hose mein,

Haselzielstock, nicht zu klein.

 

Stuhl zum Sitzen,

Tuch fürs Schwitzen.

 

Alles für die Bockjagd fertig.

Bin des ersten Mais gewärtig.

 

Doch was soll

(sind die toll?)

Denn nur der April bedeuten?

Mai reicht allen Jägersleuten!

 

Eins ist gewiß,

Daß ich nicht schieß

Bevor der Bock sich durchgefärbt.

Hubertus sonst das Fell mir gerbt.

Widersprüche

Walter Heil

 

Die Sonne schien in voller Pracht

in dieser wolkenschweren Nacht.

Dazwischen funkelten die Sterne

ganz nah in himmelweiter Ferne.

 

Nah stand ein Rehbock brettelbreit,

für einen Schuss doch viel zu weit.

Ein Jährlingsbock gute Gestalt,

doch für die Küche viel zu alt.

 

Er bringt kaum was auf die Waage

auf seine jugendfrohen Tage.

Der Jäger denkt: Den schieß ich nicht

lässt den Finger gerade, bis der Schuss bricht.

 

Tödlich getroffen äst er weiter,

der Jäger runter von der Leiter.

Fragt den Bock, wie‘s ihm so gehe

wie auch dem Rest der hiesigen Rehe?

 

Was er erfährt macht nicht zufrieden,

zumal der Bock ist hingeschieden,

erlöst in solch verqueren Zeiten

mit all den vielen Merkwürdigkeiten.

 

 

Fuchs und Enten am Winterbach

Hubert Schupp

 

Wasser – ruhiger Glanz.

Sich windend durch stille Fluren. Erlenumsäumt.

Da! Rotes Schelmengesicht,

Verlockende Beute?

Zu spät! –

Klatschende Schwingen, schnatternder Protest verklingt am Himmel.

Wieder Stille.

Beute woanders?

 

 

Das große Glück

Heribert Theis

 

Vom großen Glück erzählen kann

Die Jägersfrau, der Jägersmann

Verschmolzen sein mit der Natur

Gleich welcher Tag, gleich welche Uhr

Erlegen weidgerecht das Wild

Für Jagdleut das als Ehre gilt

Mit Wissen die Natur stets fühlen

Einatmen sie, mit eignen Sinnen

Genießen, was das Auge blickt

Vom Trug der Welt zu sein entrückt

 

 

Bald ist Hubertustag

Peter Wilz

 

Der Sommer dieses Jahr war warm,

viel heißer noch und schwül,

rekordverdächtig mit Feueralarm,

doch nun im Herbst wird’s kühl.

 

Der Wasserdost ist am Verblühn,

Pfeifengras ragt wie Fontänen stolz,

das Laub wird gelb, ist nicht mehr grün

und lichter wird’s im Holz.

 

Die Blattzeit ist längst abgeschlossen,

bei den Rehen kehrt Ruhe ein.

Habe nur einen Brunftbock geschossen,

die anderen waren zu klein.

 

Die Schweine mästen sich im Mais.

Die Jäger warten auf den Mond.

Den Pächtern wird es „schweinisch“ heiß.

Schon ein Treibjagdbock thront.

 

Zu Hause ist der Gefrierer leer.

Mein Frauchen meint: „Jetzt geh endlich los,

du hast doch so ein gutes Gewehr.

Mir reicht was Kleines, nicht zu groß.“

 

Mein Leben als „Feisthirsch“ ist jetzt vorbei,

so gern ich die Ruhe auch mag,

im Revier gibt’s zu tun gar mancherlei,

denn bald ist Hubertustag.

 

 

Wolf 1

Olivier Theobald

 

Wenn Sauen und Rehe Schäden

anrichten, werden sie erlegt.

Warum ist das beim Wolf nicht der Fall?

 

Vorhanden sind rote Fäden,

auf den gleichen Wegen bewegt

sich bald der Wolf, bei uns überall.

 

Wie viele Lämmer müssen wohl,

und Kälber, noch gerissen werden,

bis man sich an die Jäger wendet?

 

Die grünen Stimmen klingen hohl,

weil sie jetzt das Ganze gefährden.

Oder sind wir vom Wind geblendet?

 

Wolf 2

 

Der Wolf kommt jetzt nach Hause

und das sei ihm gegönnt,

denn fertig ist die Pause,

wo er’s abstrakt nur könnt!

 

Nun wird er hier auch bleiben

in neuen Nachbar-Reih‘n.

So müssen alle Scheiben

im Feld durchsichtig sein,

 

man sollte ihn nicht schützen,

nur nehmen, wie er ist.

Man sollte unterstützen,

dass er, wie ein Artist,

 

sich in der weiten Landschaft

mit uns bewegen kann.

Das wär für die Bekanntschaft

ein Vorteil irgendwann.

 

Es ist mit klaren Regeln

auch machbar dort und hier.

Die Winde sind zum Segeln

bereit. Das schaffen wir –

 

 

Zeitläufe

Ottokar G. E. Wagner

 

E i n s t

zog‘s den Waidmann wohlgemut,

allein mit der Passion im Blut,

mit Büchse, Hund und frohem Sinn,

ganz unbeschwert zum Hochsitz hin.

 

E i n s t

gab‘s, trotz Wild im Überfluss,

kaum Waldverbiss und kein Verdruss.

Im Forstmann schlug zu jener Zeit

ein Jägerherz gar groß und weit.

 

E i n s t

zählte ganz alleine nur

Verbundenheit mit der Natur.

Der Jäger und der Bauersmann,

die warn dem Wild stets zugetan.

 

E i n s t ,

als die Fluren noch Natur,

von Maisdomänen keine Spur,

war‘s um die Has- und Rebhuhnwelt

in Feld und Flur gar reich bestellt.

 

E i n s t

hing die Büchse an der Wand,

war noch nicht in den Schrank verbannt,

und nebenbei – zur Entenjagd –

auch noch kein Stahlschrot angesagt.

 

H e u t ,

wo die Menschenherzen kalt,

aus „grünem Hort“ ward Wirtschaftswald,

wo Paragrafen nackt allein

sollen der Jagd jetzt Seele sein,

– da fehlt dir, auch bei Waidmannsheil,

zum Zauber „Jagd“ ein wichtig Teil.

 

 

Kindamund

Ludwig Thoma

 

Wia i do neilich im Hoiz draussn war und meine Reh und d‘Fasana gfuadert hob, is a junge Frau mit zwoa kloane Kinda des Wegs kemma, a Bua und a Derndl. Mit kritische Aung hams mein Treiben beobachtet. Wia i na des Fasanafuada ausm Sog raus gschütt hob, hot de Muatta voia Freid gruafa: „Schaut nur Kinda, die Tiere des Waldes bekommen auch Müsli zum Essen“. Worauf der Bub gmoant hot: „Aba da is wenigstens keine Milch dabei…“.

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