DICHTERKREIS JAGDLYRIK

Klang der Jagd
Walter Heil


Der Klang der Jagd ist ein Akkord,
er klingt im Ohr und Herzen fort,
er wirkt erregend unermesslich,
schafft Erleben unvergesslich.    

Ein Dreiklang meist in Dur auch Moll,
mal rauh, mal weich, so wie er soll,
er fordert vom Jäger waidgerecht 
zu jagen, nur so klingt er echt.    

Der Klang der Jagd ist dreigeteilt
als Hörnerschall und Hundgeläut, 
ein dritter Klang auf jeden Fall, 
der Flinten- oder Büchsenknall. 

Die Hörner fordern auf zur Tat
in Wald und Feld bei froher Jagd,
der Hunde freudiges Geläute
verspricht den Jägern große Freude.    

Als Nachklang in gesell’ger Runde 
beim Schüsseltreiben zu später Stunde,
wird vom Jagderfolg berichtet,
manches auch hinzugedichtet.  

Der Eingang in die Natur
Stefan Schulze Beiering

Ich bin in meinem Jagdrevier, 
der Maisschlag weitet sich vor mir.    

Auf einem Wall, in Deckung hier, 
erfüllt sich plötzlich mein Visier: 
Eintritt das Tier.    

Wie sich das Feld nun konzentriert 
und aus der Fläche Krümmung wird!    

Wie alles zu dem Tier sich neigt 
und jede Richtung auf es zeigt! 
Wobei es schweigt.    

Das Ziel ist da, mein Wunsch gestillt, 
denn alles dreht sich um das Wild.    

Wenn jemand nach dem Eingang fragt 
in die Natur, dem sei gesagt: 
Das ist die Jagd.  

Stellungnahme
Stefan Renner  

Heftig wird in Bläserkreisen diskutiert, 
wie man sich stellt: Im Bogen oder im Geviert. 
Zeigt man den Becher dem verehrten Publikum, 
oder dreht man sich zur Gänze um. „
Kein Problem“, meint Bläser Klaus, 
„die einen blasen so, die andern hinten raus!“  

Von einem Dieb
Olivier Theobald

Die Katze lässt die tote Maus, 
direkt will sie zu mir zum Streicheln. 
Die Jägerin steht stolz vorm Haus 
und lobend muss ich mit ihr schmeicheln.    

Dann rennt ein Marder plötzlich her, 
der raubt die Maus wie ’m Wilden Westen. 
Moral, wie bei den Menschen: Wer 
zuletzt ins Spiel kommt, lacht am besten –  

Waldnacht
Hubert Schupp

Unbemerkte Seher und Lichter 
durchleuchten die Waldnacht – Gesichter 
siehst Du nicht von Tieren, nur spüren 
kannst Du, bist Du wachsam, die Nähe 
der unsichtbaren Hasen und Rehe. 
Sie umhüllt das Dunkel, 
verschluckt ihr Gemunkel, 
der Dachse und Füchse Fauchen – 
vielleicht nur, bevor sie eintauchen 
in die Heimlichkeit ihrer Röhren. 
Sei selbst still, dann kannst Du sie hören, 
gib acht: Die Melodeien der Waldnacht …  

Resonanzen
Stefan Renner

Poesie 
an der Natur orientiert    

kann aufregende Resonanzen 
in Dir wecken 
kann Dein Leben 
in Dur und Moll begleiten 
kann Dich auf eine Reise 
zur eigenen Spiritualität entführen    
lässt Dich 
Dein wahres Menschsein erkennen: 
Teil des ewigen Naturkreislaufs  

Die Baumwarte
Hans H. Milles

Verwurzelt in der Felder Flur 
Ragt er hoch, erhaben schön, 
Von Stürmen-trotzender Statur, 
Oh, wie herrlich anzusehn.                        

Winkt mit Blättern tausendfach 
Aus weit verzweigtem Astgewirr, 
Sommergrünes Schattendach,                 
Ach, wie gern verweil ich hier.    

Friedvoll liegen ihm zu Füßen 
Ackerrain und Wiesensaum, 
Ewiglich will ich Dich grüßen, 
Du, mein stolzer Ahornbaum.  

Die Feldlerche
Alfred Bruske

Wenn einst der Frühling kam ins Land,
der alte Winter war geflohen, 
die Sonne hell am Himmel stand, 
kamen die Lerchen heimgezogen.    

Die stiegen jubelnd zum Himmel empor, 
fast sind sie dem Auge entschwunden,
das war ein wundersamer Chor, 
da hab ich das Glück des Frühlings gefunden.    

Auch heute ist der Frühling gekommen, 
doch der Himmel über den Feldern scheint leer. 
Hab noch keine Lerche vernommen, 
selbst einzelne Lerchen zu finden fällt schwer.  

Wie Waldis Jahreszeiten
Marcel Notter

Mein Hund ist musisch hochbegabt 
Der Waldi schreitet flott zur Tat. 
Im Frühling er durch Wiesen rennt 
Und jede Blume mit Namen kennt.    

Wie Waldi nicht twittert doch wittert 
Den Sommerbock nachsucht erbittert. 
Im Herbst im analogen Geiste 
Das Wildschwein zu jagen erdreiste.    

Wie Waldi im Winter mitunter 
Musikalisch jaulte ganz munter. 
Durchkämmt mein Waldi ganz virtuos 
Der Jahreszeiten vier – glamourös.    

Vollendet ohne tierischen Ernst 
Des Waldis Gedicht – wie jetzt und einst. 
Waldis Held in unseren Weiten? 
Antonios vier Jahreszeiten.  

Kanzelstille      
Olivier Theobald

Der Sandboden der Lichtung ist 
umgeben von vielen Föhren, 
von einigen Fichten 
und wenigen Tannen.    

Die Zeit ist heute stumm, vermisst 
den Keiler und die röhren- 
den Hirsche. Nichts zu sichten, 
als wär das Wild längst von dannen    

gezogen, außer weit und breit 
den Stinkwanzen aus Kanada, 
die wir vom Platz verweisen. 
Ansonsten kein Lärm, kein Laut, kein Ton.    

Am Rand der schnellen Dunkelheit, 
es schreit ein Kauz nicht mehr ganz nah, 
verlassen wir mit leisen 
Bewegungen den Ort, ohne Lohn –  

Pferdesegnung
Hermann Knoblich

Wir Jagdhornbläser blasen 
das Todsignal für Hirsch und manche Sau 
und manchen Hasen.    

Auch manchem Jäger wird der Marsch geblasen 
und kommt ein solcher in die Jahre 
„Hoch soll er leben“, 
zu seiner Ehre die Fanfare.    

Heißt’s „Hahn in Ruh“ für den aus unserer Mitte, 
ein „Jagd vorbei“, ein letztes „Halali“ an seiner Bahre, 
sind weil’s so Brauch ist und auch Sitte, 
wir Jagdhornbläser stets dabei.    

„Geburtstagsständchen“, „Fröhliche Runde“, 
„Zum Trinken“ und „Zum Essen“, 
bei allen Jagd- und auch Hubertusmessen, 
bei Serenaden, sogar Jägerchören 
kann man unser Können hören.    

Aus alter Zeit, aus früheren Tagen 
kennt man noch das wilde Jagen hoch zu Ross 
mit großem Horn und Hundemeute. 
Dient das Pferd uns hier und heute 
meist als Hobby oder Sport, 
doch auch hier für Gottes Wort, für Gottes Segen, 
waren wir Jagdhornbläser zu bewegen. 
Reitermärsche das ist doch klar, 
gehören längst zum Repertoire.  

Knospenschwellen 
Christian Knopf

Seit kurzem sieht an vielen Stellen 
in der gebändigten Natur 
man allenthalben Knospen schwellen. 
Drum generelle Freude, nur    

den Obstbauern macht frühe Blüte 
die Stirne kraus und kummervoll, 
die Sorge ständig im Gemüte, 
dass was erfriert. Es wäre toll,    

wenn alles blüht, dass nicht die Kälte 
den Obstertrag zunichte macht. 
Hab’s schon erlebt: Massive Schelte, 
wenn sich das Leergut, hergebracht    

und eingelagert in dem Hoffen 
auf reiche Ernte, ebenda 
befand. Dann: Viele warn betroffen, 
weil nachts ein starker Frost geschah.    

Wer nicht dabei ist anzubauen, 
wer nicht nach großer Ernte strebt, 
begnügt sich, Schönes anzuschauen,  
was auch die trübste Stimmung hebt.  

Förster
Bruno Maurer 

Sah ein Knab ein Rehlein stehn, 
Rehlein auf der Heide,​ 
er will zu diesem Rehlein gehn, 
dies flüchtet weg, lässt ihn alleine.    

Wissbegierig sucht der Knabe, 
einen Freund und Jägersmann, 
der ihm lehre das Gehabe, 
vom Wildgetier in Wies und Tann.    

Lustvoll pirschend im Revier, 
erfreut, wenn er ein Wild erblickt, 
vom Weidmann lernend, mit Begier, 
wird er beim Jagen sehr geschickt.    

Forstmann ist sein nächstes Ziel, 
lernend über Baum und Wald, 
verliert er schnell das Taktgefühl, 
im Herzen wird es jagdlich kalt.    

Wild ist nur mehr Kreatur, 
ein Schädling der ihn sehr ergrimmt, 
er jagt danach, einseitig, stur, 
nicht fragend ob’s auch stimmt.    

Tötend wird er zum Genießer, 
der Wald soll sein, ganz ohne Wild, 
verändert sich zum forstlich Schießer, 
verschmähend Jägers Ehrenschild.    

Viel Förster wurden auch gute Jäger, 
sind weidgerecht und haben behalten, 
dass man den Wald, es lobet jeder, 
auch mit Wild kann gut verwalten.  

Weidleuts Melodie
Heribert Theis

Ich geh zur Jagd in Wald und Feld 
Mit stets geschärften Sinnen 
In der Natur, in meiner Welt 
Dem lauten Alltag zu entrinnen    

Dort nehm ich wahr, im leichten Wind 
Wie die Blätter rauschen 
Wo Bäume die Begleiter sind 
Kann ich ’s mit Freude lauschen 
Ich lausch auch stets mit Hochgenuss 
Der Federsänger Lieder 
Nehm es an als frohen Gruß 
Oft und gerne immer wieder    

Auf dem Hochstand bei Geduld 
Hör ich mal Rehwild schrecken 
Vielleicht sind daran Sauen schuld 
Grunzend in dichten Hecken 
Der edle Fuchs zur Winterzeit 
Lockt bellend eine Fähe 
Zeigt so zur Paarung sich bereit 
Suchend ihre Nähe 
Und der Rabenvögel Schrei 
Der den stolzen Vögeln eigen 
Gehört dazu, und ist dabei 
Wenn sie sich in den Lüften zeigen    

Des Jagdhorns feine Schwingung ehret 
Das weidgerecht erlegte Wild 
So jeder Schandjagd kraftvoll wehret 
Und nur dem Ohr des Weidmanns gilt    

Manchmal ein fernes Glockenläuten 
In Orchesterharmonie 
Die viele Klänge kann begleiten. 
All das ist Weidleuts Melodie.  

Mein Solohund
Peter Wilz

Mein Dackelhund heißt „Solo“, er jagt recht gern allein. 
Auf meinem Rucksack wartet er, geduldig, ohne Lein,    

wenn ich mich angesetzt im Wald. Nach einer Viertelstunde 
darf er dann endlich suchen frei, er startet seine Runde.    

Am Anfang schaut er noch zurück, er kennt den Sitz genau. 
Gleich jagt er laut und voller Glück, bleibt aber weg vom Bau.    

Im weiten Bogen hör ich ihn, sein Jiff- und Jaffgeläut. 
Ich weiß nicht wie er das so macht, er bringt mir sicher Beut.    

Bald sehe ich drei Rehe ziehn, sie kommen an im leichten Trab,
verhoffen oft und äugen zurück, wechseln langsam zu mir herab.    

Der kleine Hund, der stört sie nicht, sie ahnen nicht den Grund. 
Mein kleiner Wicht, der kennt sich aus, das ist mein Solohund!    

In aller Ruhe schaue ich nun, ob mir was passt als Beute, 
denn oft schon hat das gut geklappt, gerade so wie heute.    

Und liegt ein Stück im Feuer dann, so warte ich eine Weile. 
Da sehe ich sein Schwänzchen schon, er wackelt an ohne Eile.

Glücklich sitzen dann am Reh Zufriedene in der Rund. 
Wir zwei, wir ergänzen uns gut, ich Jäger und du Hund!  

Jagd 2030
Ottokar G. E. Wagner


Einst gab es Jagd und Jägersleut, 
gab’s Hege, Brauchtum, Jagdkultur. 
Bei Jagdhornruf und Hundgeläut 
zog einst der Jäger seine Spur.     

Jahrzehnte tilgten was gehegt 
und Artenreichtum einst gebot, 
wo Pflicht den Treuhänder bewegt, 
das Wild zu schützen in der Not.    

Der Ideologen Würgegriff 
zerstörte, was nicht mehr sollt sein. 
Ein neuer Werte Inbegriff, 
riß alle grünen Schranken ein.    

Den deutschen Waidmann gibt’s nicht mehr. 
Denn Wolf mit Luchs und Marderhund, 
die jagen heute kreuz und quer, 
bei Tag und Nacht – zu jeder Stund.    

Das letzte Reh, der letzte Has 
verschwanden so aus unsrer Flur. 
Es bleibt dem Raubwild jetzt zum Fraß 
nur noch der Bauern Kreatur.    

Tot ist der Wald, öd jetzt das Land 
wo einst viel Wildgetier zu Haus. 
Der Heger ist daraus verbannt, 
und Trauer füllt die Leere aus.