DICHTERKREIS JAGDLYRIK

Wald, du mein Zeitvergessen
André Knipp


Befreit von Zwang und Schwüren,
fernab der Pflicht zu handeln,
in dir nur Lust zu wandeln,
lass ich durch dich mich führen.

Lautloses Lob dem, der dich schuf.
Von Stille nur Verächter,
der Häher, der hier Wächter,
verstummt doch bald sein Ruf. 

Ein zeitenloser Hafen,
im Wachstum scheint zu schlafen,
wer hier das Pendel schwingt.

Als plötzlich fallen Stamm und Äste,
der Totholz Monumente Reste
und dumpf der Schlag der Zeit mir klingt.

Natur pur
Hermann Knoblich


Natur pur, am Handgelenk die Allzweckuhr,
Stöpsel links und rechts im Ohr,
Kabel hängen bis zum Nabel
so oder ähnlich geht’s auf Tour
als Kulisse dient Natur.

Querfeldein abseits der Wege
über Gräben, Bäche ohne Stege
über Wiesen quer durch Wälder
nur gebremst durch Weizenfelder.
So oder ähnlich geht‘s auf Tour,
als Kulisse dient Natur.

Mountainbike, Quad, Motocross,
Tourengehen, hoch zu Ross,
Ski- und Schneeschuhlaufen querfeldein
über Stock und über Stein
ökologisch – logisch Öko,
ja ganz modisch muss es sein.

Freizeitspaß ist die Prämisse,
stets verschönt durch Bergkulisse.

… und das Reh ist das Weibchen vom Hirsch
Christian Knopf 


Im Internet wird viel erklärt
und unser Wissensschatz vermehrt
(dass man nicht mit den Zähnen knirsche).
Es geht um Rehe und um Hirsche.

Den Usern ist wohl nicht bekannt:
So eng sind die zwei nicht verwandt,
dass sie sich auch erfolgreich paaren.
Doch da sind sie sich nicht im Klaren:

Das Rehwild, ich betone es,
ist eine eig’ne Spezies
und kann, anstatt von ihm zu schwärmen,
sich für den Hirschen nicht erwärmen.

Die Hirschbrunft, ob im Feld, im Wald,
lässt eine Ricke völlig kalt.
Ein Kalb, nur dass ich es erwähne,
es hätte 33 Zähne.

Jagdpassion
Bruno Maurer


Auf dem Weg zum Entenstrich,
gibt's dem Heiner einen Stich,
da vorne quert, er sieh's im Glase,
ein Begräbniszug die Straße. 

„Wir kehren um“ sagt er zu Fritz,
blickt sich um und nimmt Notiz,
dass dieser dasteht, leicht gealtet,
die Hände zum Gebet gefaltet.

Der Heiner staunt und glaubt es kaum,
„Mein lieber Fritz, halt dich im Zaum,
spiel hier nicht, was du nicht bist,
du warst noch nie ein guter Christ“.

„Mag sein“ sagt Fritz, „doch immerhin,
liegt in dem Sarg, mein Frauchen drin,
da darf man schon ein wenig klagen,
jetzt komm, wir müssen Enten jagen“.

Der Buchfink
Alfred Bruske 


In lichten Farben erfreut sein Frühlingskleid.
Schnabel und Kopf wie graublauer Schiefer,
apfelblütenrot sein Brustgefieder,
wie weiße Blütenblätter seine Flügelbinden,
der jungen Blätter Grün wirst du an seinem Bürzel finden.

Im Mai hörst du den Buchfink schlagen,
schmettert sein Lied in allen Lagen
 Erschallt sein Sang am frühen Morgen,
vertreibt er dir auch deine Sorgen.

Vorbeigeschossen
Stefan Schulze Beiering


Im letzten Jahr schoss ich vorbei
zuerst den Bock und dann den Fuchs.
Du fragst, ob das ein Trauma sei?
Zumindest war es eine Krux. 

Nicht ohne Hadern schreib ich dies:
Wer fehlt, dem geht es nachher mies.
Man zweifelt an den Fähigkeiten.
Auch das ist Jagd. Die echten Pleiten.

Spruch
Stefan Renner


Jagd und Hund
Latein aus Jägers Mund
geben viele Geschichten

Mit ein wenig Fleiß
kannst du haufenweis
diese dann verdichten

Das große Glück
Heribert Theis

Vom großen Glück erzählen kann
Die Jägersfrau, der Jägersmann
Verschmolzen sein mit der Natur
Gleich welcher Tag, gleich welche Uhr
Erlegen weidgerecht das Wild
Für Jagdleut das als Ehre gilt
Mit Wissen die Natur stets fühlen
Einatmen sie, mit eignen Sinnen
Genießen, was das Auge blickt
Vom Trug der Welt zu sein entrückt

Der Wald spricht
Hans H. Milles


Komm zu mir Waidmann, sei bereit
,Folg meinem Ruf nach Einsamkeit;
Ich bürge für den Seelenfrieden,
Denn Stille ist dir hier beschieden;
Streif ab vergangen Last und Leid. 

Mein Dom steht traulich dir zur Seit,
Grünwallend auch mein Abendkleid
Mit Nachtgeschmeide zum Verlieben,
Du hast dich hier fürs Glück entschieden;
Willkommen nun, es ist soweit!

Fuchs und Enten am Winterbach
Hubert Schupp


Wasser – ruhiger Glanz.
Sich windend durch stille Fluren. Erlenumsäumt.
Da! Rotes Schelmengesicht,
Verlockende Beute?
Zu spät! –
Klatschende Schwingen, schnatternder Protest verklingt am Himmel.
Wieder Stille.
Beute woanders?

Der Jäger im Jura
Marcel Notter


Silberumwobene Landschaft
Umrahmt von den sanften Hügeln des Juras.

Du Entdecker der Natur
Verehrer von Stein und Baum und Geschöpf. 

Reinige dein Herz von Sünde und Schmerz
Tritt geläutert ein in das Paradies der Wildnis. 

Jagd als letzter Zufluchtsort der Menschenseele
Nie versiegender Quell der Freiheit.

Ausgerüstet mit Büchse, Kleid und Hund
Beherrscher der eigenen Triebe.

Silberumwobene Landschaft
Bewahrer der Geheimnisse des Juras.

Jagdzeiten
Erwin Schwemmer


Rot der Bock, so muß das sein,
Grün sind Rock und Hose mein,
Haselzielstock, nicht zu klein. 

Stuhl zum Sitzen,
Tuch fürs Schwitzen. 

Alles für die Bockjagd fertig
Bin des ersten Mais gewärtig.

Doch was soll
(sind die toll?)
Denn nur der April bedeuten?
Mai reicht allen Jägersleuten!

Eins ist gewiß,
Daß ich nicht schieß
Bevor der Bock sich durchgefärbt.
Hubertus sonst das Fell mir gerbt.

Widersprüche
Walter Heil


Die Sonne schien in voller Pracht
in dieser wolkenschweren Nacht.
Dazwischen funkelten die Sterne
ganz nah in himmelweiter Ferne. 

Nah stand ein Rehbock brettelbreit,
für einen Schuss doch viel zu weit.
Ein Jährlingsbock gute Gestalt,
doch für die Küche viel zu alt. 

Er bringt kaum was auf die Waage
auf seine jugendfrohen Tage.
Der Jäger denkt: Den schieß ich nicht
lässt den Finger gerade, bis der Schuss bricht. 

Tödlich getroffen äst er weiter,
der Jäger runter von der Leiter.
Fragt den Bock, wie‘s ihm so gehe
wie auch dem Rest der hiesigen Rehe?

Was er erfährt macht nicht zufrieden,
zumal der Bock ist hingeschieden,
erlöst in solch verqueren Zeiten
mit all den vielen Merkwürdigkeiten.

Bald ist Hubertustag
Peter Wilz
 

Der Sommer dieses Jahr war warm,
viel heißer noch und schwül,
rekordverdächtig mit Feueralarm,
doch nun im Herbst wird’s kühl.

Der Wasserdost ist am Verblühn,
Pfeifengras ragt wie Fontänen stolz,
das Laub wird gelb, ist nicht mehr grün
und lichter wird’s im Holz.

Die Blattzeit ist längst abgeschlossen,
bei den Rehen kehrt Ruhe ein.
Habe nur einen Brunftbock geschossen,
die anderen waren zu klein.

Die Schweine mästen sich im Mais.
Die Jäger warten auf den Mond.
Den Pächtern wird es „schweinisch“ heiß.
Schon ein Treibjagdbock thront. 

Zu Hause ist der Gefrierer leer.
Mein Frauchen meint: „Jetzt geh endlich los,
du hast doch so ein gutes Gewehr.
Mir reicht was Kleines, nicht zu groß.“ 

Mein Leben als „Feisthirsch“ ist jetzt vorbei,
so gern ich die Ruhe auch mag,
im Revier gibt’s zu tun gar mancherlei,
denn bald ist Hubertustag.

Wolf 1
Olivier Theobald


Wenn Sauen und Rehe Schäden
anrichten, werden sie erlegt.
Warum ist das beim Wolf nicht der Fall?

Vorhanden sind rote Fäden,
auf den gleichen Wegen bewegt
sich bald der Wolf, bei uns überall.

Wie viele Lämmer müssen wohl,
und Kälber, noch gerissen werden,
bis man sich an die Jäger wendet? 

Die grünen Stimmen klingen hohl,
weil sie jetzt das Ganze gefährden.
Oder sind wir vom Wind geblendet?

Wolf 2


Der Wolf kommt jetzt nach Hause
und das sei ihm gegönnt,
denn fertig ist die Pause,
wo er’s abstrakt nur könnt!

Nun wird er hier auch bleiben
in neuen Nachbar-Reih‘n.
So müssen alle Scheiben
im Feld durchsichtig sein,

man sollte ihn nicht schützen,
nur nehmen, wie er ist.
Man sollte unterstützen,
dass er, wie ein Artist,

sich in der weiten Landschaft
mit uns bewegen kann.
Das wär für die Bekanntschaft
ein Vorteil irgendwann.

Es ist mit klaren Regeln
auch machbar dort und hier.
Die Winde sind zum Segeln
bereit.Das schaffen wir –

Zeitläufe
Ottokar G. E. Wagner


E i n s t
zog‘s den Waidmann wohlgemut,
allein mit der Passion im Blut,
mit Büchse, Hund und frohem Sinn,
ganz unbeschwert zum Hochsitz hin.

E i n s t
gab‘s, trotz Wild im Überfluss,
kaum Waldverbiss und kein Verdruss.
Im Forstmann schlug zu jener Zeit
ein Jägerherz gar groß und weit. 

E i n s t
zählte ganz alleine nur
Verbundenheit mit der Natur.
Der Jäger und der Bauersmann,
die warn dem Wild stets zugetan. 

E i n s t ,
als die Fluren noch Natur,
von Maisdomänen keine Spur,
war‘s um die Has- und Rebhuhnwelt
in Feld und Flur gar reich bestellt. 

E i n s t
hing die Büchse an der Wand,
war noch nicht in den Schrank verbannt,
und nebenbei – zur Entenjagd –
auch noch kein Stahlschrot angesagt. 

H e u t ,
wo die Menschenherzen kalt,
aus „grünem Hort“ ward Wirtschaftswald,
wo Paragrafen nackt allein
sollen der Jagd jetzt Seele sein,
– da fehlt dir, auch bei Waidmannsheil,
zum Zauber „Jagd“ ein wichtig Teil.